Porsche - Mission Zukunft

Mission Zukunft

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Michael Steiner (li.) und Fritz Enzinger.

Mit einer neuen Motorsportstrategie und einem eigenen Werksteam steigt Porsche Ende 2019 in die Formel E ein. Entwicklungsvorstand Michael Steiner und LMP1-Leiter Fritz Enzinger erklären, warum.

Herr Steiner, warum steigt Porsche in die Formel E ein?

Michael Steiner: Der Einstieg in die Formel E und die damit einhergehende Neuordnung der Motorsportengagements leitet sich für Porsche aus unserer Strategie 2025 ab. Neben puristischen GT-Straßensportwagen sind hier vollelektrische Sportwagen fest verankert. Beides soll sich zukünftig auch in unserer Motorsportwelt widerspiegeln.

Herr Enzinger, Porsche hat auch beschlossen, nach der aktuellen Rennsaison mit dem LMP-Team aus der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC auszusteigen. Wird bis dahin mit voller Kraft weitergearbeitet?

Fritz Enzinger: Ja, denn wir wollen nach dem dritten Le-Mans-Sieg in Folge auch unsere beiden Weltmeistertitel verteidigen. Hier befinden wir uns nach dem Doppelerfolg auf dem Nürburgring in einer sehr guten Ausgangsposition. Das letzte Rennen für unser LMP-Team wird in Sakhir, Bahrain, am 18. November stattfinden.

Welche Beweggründe spielten für den LMP1-Ausstieg eine Rolle?

Enzinger: Zum einen haben wir vier äußerst erfolgreiche Jahre hinter uns. Auf der anderen Seite haben sich die Bedingungen in der WEC seit 2014 teilweise grundlegend geändert. Damals stimmte das hochkarätige Konkurrenzumfeld. Zwei Hersteller in dieser Klasse sind auf Dauer allerdings zu wenig. Und um die WEC erfolgreich zu vermarkten, waren wir vor allem auf Eigeninitiativen im Marketing- und PR-Bereich angewiesen, die zusätzlich hohe Investitionen verlangten. Dabei hat allein Le Mans als Rennen jenen Status, der diese Investitionen rechtfertigt.

Porsche Motorsport fokussiert sich in der WEC künftig auf den Einsatz in den GTE-Klassen. Warum?

Steiner: Mit dem Porsche 911 RSR fährt die Ikone der Marke um den Weltmeistertitel in der WEC. Der direkte Bezug zum Produkt, also dem Straßensportwagen, ist uns sehr wichtig. Die Herstellervielfalt und die Qualität in den weltweiten GT-Rennen haben Porsche dazu bewogen, das Engagement in dieser Klasse zu festigen. Ziel ist es, hier die Nummer eins zu werden. Dafür müssen wir entsprechend investieren.

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Im Gespräch: Michael Steiner (li.) und Fritz Enzinger.

Was passiert mit dem Porsche LMP-Team?

Steiner: Der Personalaufwand in der Formel E ist geringer als in der LMP1-Klasse. Das höchst qualifizierte Personal im Porsche LMP-Team stellt einen wertvollen Wissensschatz innerhalb des Unternehmens dar, der in vollem Umfang erhalten bleiben soll.

Enzinger: Das gilt auch für die beteiligten Werksfahrer. Neben Einsätzen in anderen Rennserien und der intensiven Vorbereitung auf die Formel E werden derzeit weitere Einsatzgebiete und Entwicklungsaufgaben geprüft.

Warum erfolgt der Einstieg in die Formel E erst Ende 2019?

Steiner: Der Zeitpunkt ist auf die technische Weiterentwicklung in der Formel E und unsere Produktstrategie abgestimmt. Porsche beabsichtigt den Einstieg parallel zur Markteinführung der Serienversion der Konzeptstudie Mission E. Die Formel E ist für uns das ultimative kompetitive Umfeld, um die Entwicklung von High-Performance-Fahrzeugen in punkto Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Die Formel E ist eine sehr junge Meisterschaft, die mancherorts als Modetrend beschrieben wird. Wie stehen Sie dazu?

Enzinger: Die Formel E spricht viele der heute bedeutenden Megatrends an. So dienen eigens entworfene Straßenkurse in Stadtzentren von Metropolen als Austragungsorte für die Rennen. Der Sport kommt zu den Zuschauern – und nicht umgekehrt. Audi, BMW und Mercedes haben ihren Einstieg bekannt gegeben, andere sind schon dabei. Das als Modetrend zu bezeichnen, wäre falsch.

Steiner: Elektromobilität spielt künftig vor allem im urbanen Umfeld eine wichtige Rolle. Die digitale Transformation bestimmt dabei das Denken. Junge Menschen verändern unseren Mindset. Was erwarten unsere Kunden jetzt und zukünftig vom Auto, von der Mobilität generell? Das alles spielte bei der Entscheidung für die Formel E eine Rolle.

Interview Holger Eckhardt
Fotos Jürgen Tap

Formel E

In der weltweiten FIA-Rennserie treten Formelwagen gegeneinander an, die ausschließlich mit Elektromotor angetrieben werden. Die Formel E existiert seit drei Jahren. Gefahren wird auf Stadtkursen, unter anderem in New York, Paris, Berlin, Hongkong und Buenos Aires. Derzeit sind zehn Teams in der Rennserie aktiv, Tendenz steigend. Neben Porsche haben in diesem Jahr Audi, BMW und Mercedes ihren Einstieg als Hersteller bekannt gegeben, Jaguar und Renault nehmen bereits teil. Am Steuer sitzen Piloten wie Nick Heidfeld, Sébastien Buemi, Lucas di Grassi oder Nicolas Prost. Freies Training, Qualifying und das rund einstündige Rennen finden komplett an einem Tag statt. Aktuell ist die Leistung der Autos im Rennbetrieb auf 231 PS begrenzt.

www.fiaformulae.com