Porsche - Mega wird Magie

Mega wird Magie

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Freie Fahrt für den Porsche Panamera – ein seltenes Ereignis in der staugeplagten Metropole.

Nachts wird Shanghai zur vielleicht berauschendsten Metropole Asiens. Staunend geht die Reise durch die Megacity.

Nachts wird Shanghai zur magischen Stadt. Ein milder Wind vom Meer zerstreut die Schwüle des Tages. Die Hupkonzerte verstummen, am Ende der Rushhour leeren sich die Straßen. Verwunschen wirken die Alleen im Französischen Viertel. Jetzt aber beginnt das eigentliche Spektakel: Lange blaue Lichtstreifen erleuchten die Stadtautobahnen, und am Bund, der großen Uferpromenade, spiegeln sich Tausende Lichter der mit höchsten Türme Asiens auf dem Wasser. In jeder Gasse leuchten Reklameschilder in allen Neonfarben um die Wette: Restaurants, Karaokebars, Massagesalons.

Unsere Fahrt beginnt in Pudong, dem Viertel auf der Ostseite des Huangpus. Es ist 19 Uhr, die Sonne gerade untergegangen. Auf einer Schnellstraße fahren wir Richtung Norden, nach Lujiazui, dem Geschäfts- und Finanzzentrum der Stadt. Wang, der Fahrer, kennt den Weg und er weiß im Notfall auch, welche Straßen zur Rushhour eher zu meiden sind. Sein Kommentar zum chronischen Stau in Shanghai: „Too many cars!“

Doch noch fließt der Verkehr. Der Strom von Lichtern und Karossen zieht lautlos vorbei: Die Geräusch- und Wärmeschutzverglasung des Panamera Turbo Executive führt uns die Stadt im Stummfilm vor. Einer der Vorzüge der 15 Zentimeter längeren Version ist die Beinfreiheit im Fond, sie scheint grenzenlos, während es draußen auf der Straße allmählich eng wird. Als wir Lujiazui erreichen, stockt der Verkehr. Hier steht der Oriental Pearl Tower (468 Meter), der futuristische Turm mit lila Kugeln. Gleich dahinter sind der Jin Mao Tower (421 Meter), das Shanghai World Financial Center (492 Meter), wegen seines rechteckigen Lochs an der Spitze auch Flaschenöffner genannt, und der gerade erst fertiggestellte Shanghai Tower – mit 632 Metern das höchste Gebäude Chinas und das dritthöchste der Welt.

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Kurzer Halt vor einem der beleuchteten Häuser in der Nähe des berühmten Yu-Gartens.

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Kontrastprogramm: Oben der Blick auf Pudong, unten die Altstadt.

Wang zeigt auf das Shanghai World Financial Center: „Dort hatte der Panamera 2009 seine Weltpremiere – in der 94. Etage! Hochkant im Aufzug haben sie ihn hochbefördert.“ Shanghai ist ein gutes Panamera-Pflaster, auch die zweite Generation hat Porsche hier vor zwei Jahren vorgestellt.

Als vor 30 Jahren der Öffnungsprozess in China begann, war hier nichts außer ein paar Wohnhäusern und Reisfeldern. Heute gehört die Skyline zu den berühmtesten Fotomotiven der Welt – und China ist zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gewachsen. Die meisten internationalen Konzerne haben heute in Lujiazui ihre Büros. Viele Expatriates leben auf dieser Seite des Flusses wegen der Nähe zum Flughafen und zu den internationalen Schulen. Doch wir müssen wie die meisten Pendler jetzt auf die andere Seite des Flusses, in die Altstadt. Vor dem Eingang zum „Yan’an Dong Lu“- Tunnel geht es nur noch im Schritttempo voran.

Wang entscheidet sich für einen Umweg: Wir fahren weiter Richtung Norden und biegen dann auf den weniger befahrenen „Xinjian Lu“-Tunnel ein. Als wir auf der anderen Seite des Flusses herauskommen, sind wir in einem anonymeren Teil der Stadt. Außer Wohnblöcken und kleinen Geschäften ist nichts zu sehen, was dem Auge Halt bietet.

Seit 2012 lebt erstmals die Hälfte der Chinesen in Städten – das ist der größte Urbanisierungsprozess der Weltgeschichte. Menschen vom Land strömen in die Stadt auf der Suche nach Arbeit. Der Prozess ist staatlich gesteuert. Slums wie in Afrika oder Lateinamerika gibt es in China so gut wie nicht, stattdessen immer gleiche Betonblöcke, 20, 30, 40 Stockwerke hoch. Die meisten chinesischen Städte haben ihren Charakter verloren und sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Shanghai jedoch konnte relativ große Teile seiner alten Bausubstanz erhalten. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 20 Jahren auf rund 23 Millionen verdoppelt.

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Auch Wang ist einer von denen, die in den letzten Jahren kamen. Er stammt aus der Provinz Jiangsu, nördlich von Shanghai. Seine Familie lebt noch immer dort. „Hier verdiene ich ein Vielfaches von dem, was ich auf dem Land bekäme“, sagt er. Wang ist 43. Ein Teil seines Gehalts spart er, um sich in seiner Heimatstadt eine Wohnung zu kaufen.

Wir überqueren den Suzhou, einen Zufluss des Huangpu. Hier beginnt der Bund, das Gebiet um die Uferpromenade war das Zentrum der internationalen Konzessionen, die von den europäischen Mächten kontrolliert wurden. Die Handelsschiffe der Engländer, Franzosen, Russen, Deutschen und Japaner legten hier an. Vom Dach des Peace-Hotels, dem ältesten Hotel der Stadt, und von der Terrasse der Bar Rouge bestaunen neureiche Chinesen und Ausländer das Spektakel auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Vergangenheit und Zukunft sehen sich in die Augen. Bis 23 Uhr findet jede Nacht eine Lichtshow auf den Fassaden der Wolkenkratzer statt.

Doch wir wollen weiter in das Französische Viertel, dem schönsten Teil der Stadt. Wang meidet die engen Gassen der Altstadt, die sich gleich hinter dem Bund anschließt. Der Panamera rollt majestätisch dahin. Dezent erzählt der V8 von seinen 382 kW (520 PS). Kurz schweifen die Gedanken ab, eine freie Strecke taucht vor dem inneren Auge auf, der Platztausch mit Wang …

Die Realität zeigt strömenden Dampf aus kreisrunden Bambusbottichen, mit dem Baozi, chinesische Hefeteigtaschen, gegart werden, Nudeln brutzeln in Woks, Männer schälen Durian-Früchte auf der Straße. Fahrer auf E-Bikes zwängen sich durch das Dickicht. Hier ist Shanghai noch so, wie es vor 30 Jahren gewesen sein muss. Die Häuser sind eng, das Leben spielt sich draußen ab.

Aber schon 2010 gab es in Shanghai 3,1 Millionen Fahrzeuge. Tendenz steigend. Ein eigenes Auto ist noch immer das Statussymbol vieler Chinesen. Besonders beliebt sind deutsche Wagen. Die Stadt begrenzt mittlerweile die Zahl der Neuzulassungen – wer ein Nummernschild haben will, muss 80 000 Yuan (rund 12 000 Euro) bezahlen und an einer Lotterie teilnehmen. Wang erzählt von seinem Cousin, der seit fünf Monaten auf ein Nummernschild wartet. Nur mit einem Shanghaier Kennzeichen ist es erlaubt, in Stoßzeiten die Hauptverkehrswege zu benutzen.

Erst gegen 20 Uhr entspannt sich die Verkehrslage. Wir biegen vom Bund rechts ab Richtung Westen. Auf halbem Weg stoppen wir in Xintiandi, einem Modellviertel, wo traditionelle chinesische Häuser, die Shikumen, moderne Restaurants beherbergen. Wir kaufen ein Sandwich bei einer Kette, die mit „Organic Food“ um die neue Mittelschicht Shanghais wirbt.

Die Fahrt endet im Französischen Viertel. Die Franzosen haben im 19. Jahrhundert einen Teil der Stadt mit ihren Gebäuden und Platanen-Alleen geprägt, die heute ein grünes Dach über Hunderte kleiner Straßen Shanghais bilden. Hier kommt die Metropole zur Ruhe. Die Straßen sind still, nur das Zirpen der Zikaden schwillt zu einem Konzert an.

Text Philipp Mattheis
Fotografie Martin Grega

Was tun in Shanghai?

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Die Stadt strahlt, sie beschleunigt, vor allem setzt sie immer auf Zukunft. Pudong auf der Ostseite des Flusses Huangpu beheimatet das futuristische Wirtschafts- und Finanzzentrum von Shanghai. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Altstadt – die schnelllebige Megacity vereint Moderne und Tradition. Pudong, Shanghai, Luftaufnahme, © Google Inc.

Eintauchen

Schnell

Schon am internationalen Flughafen Pudong kann man als Besucher in die Schnelllebigkeit der Megacity eintauchen und mit der Magnetschwebebahn Maglev in weniger als acht Minuten in die Stadt rasen.

Sehenswert

Den Bund, jene imposante, 2,6 Kilometer lange Uferpromenade am Huangpu, entlangflanieren und die spektakuläre Architektur des gegenüberliegenden Pudong betrachten. Die ehemalige Französische Konzession in den heutigen Stadtbezirken Luwan und Xuhui lockt mit europäischem Charme und vielen kleinen Bäckereien.

Spirituell

Ein idealer Ort, um vom Rausch Shanghais zur Besinnung zu kommen, ist der buddhistische Longhua-Tempel aus dem 3. Jahrhundert im gleichnamigen Stadtteil. www.meet-in-shanghai.net