Karosserie und Entlackung
Perfekte Körper-Pflege: Die Rohkarosse des 911 T lässt das (Bau-)Jahr 1973 wieder aufleben
Die Rohkarosse steckt fest, aber nicht in der Klemme. Als hätte Helmut Newton eines seiner genialen Fotos aufgezogen, thront das geschwungene Blech auf der Richtbank, millimetergenau in Stellung gebracht: stolz, nackt und eiskalt. Ein Elfer in seiner reinsten Form.
Die Rohkarosse kommt ihrer Geschichte auf den Grund. Zum ersten Mal seit Beginn der Arbeiten an dem 911 T aus dem Jahr 1973, der – voll restauriert – unter den Mitgliedern des
Um ihren Auftrag „Revive the Passion“ – eine gemeinsame Aktion des PCA, der
Solche Momente sind wichtig im Zuge der Revitalisierung eines Klassikers und beeinflussen den weiteren Weg einer Vollrestaurierung in hohem Maße. Schließlich ist der Zustand der Karosserie stets die große Unbekannte bei der fachmännischen Aufrichtung eines Fahrzeugs – bis man unverblümt die Wahrheit sieht. Die aufwendigen Blecharbeiten können fast endlos ausgeweitet werden, wenn sich im entscheidenden Moment herausstellen sollte, dass von der Karosse nicht mehr viel übrig ist und man das Fahrzeug mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung fast ganz neu aufbauen muss. Beim 911 T ist das nicht nötig. Das mag am Klima an der amerikanischen Westküste liegen oder am sorgsamen Umgang ehemaliger Besitzer mit dem Fahrzeug. Das Ergebnis des Entlackungsbads stellt der Rohkarosse jedenfalls ein gutes Zeugnis aus.
Das Entlackungsbad und die dazu nötige Vorbereitung haben deshalb eine besondere Bedeutung. Spezialisten öffnen im Vorfeld sämtliche Hohlräume in der Karosserie, um der Lauge freien Zugang bis in die allerletzten Winkel zu gewähren. Schließlich soll die Flüssigkeit alle von Korrosion betroffenen Stellen komplett freilegen. Ebenso wichtig sind die Befreiungsaktionen der Lauge an nachbehandelten Karosserieteilen. Es ist ja eher die Regel, dass Fahrzeuge im stolzen Autoalter jenseits der Dreißig schon mal die Bekanntschaft mit Spachtelmasse oder nachträglich verwendeten Kunststoffmatten gemacht haben. Auch wenn das gute Arbeit sein mag – das Ausbesserungsmaterial gehört da nicht hin. Die Lauge macht es weg. Und hinterher wird diese, wieder dank der geschaffenen Hohlräume, komplett ausgespült bzw. neutralisiert.
Was „bis in die allerletzten Winkel“ wirklich bedeutet, lässt sich beim 911 T anhand eines dünnen Metallrohres, das aus dem Heck des Wagens kommt, ganz gut erklären. Es zieht sich auf der Fahrerseite von hinten bis zum Türrahmen und ist nur zu sehen, weil auch die hinteren Seitenteile der Demontage zum Opfer fielen. Durch dieses Rohr läuft der Zug, mit der der Fahrer später von innen mit einem Hebel die Motorhaube öffnen kann. Auch dieses dünne Röhrchen ist vollständig gereinigt, innen wie außen, und in einem guten Zustand.
Einen Zeitplan für das Bad gibt es übrigens nicht. Experten prüfen immer wieder den Fortgang der Reinigung und entscheiden individuell, wie lange die Lauge noch zu arbeiten hat. Beim 911 T hat es nur einige Tage gedauert. Es können auch mal Wochen sein. Gründlichkeit hat Vorrang vor allem, zumal keine Zeitverluste in der Werkstatt von
Jetzt thront die Rohkarosse auf der Richtbank. Und dort wird sie noch lange bleiben. Zwar ist sie jetzt frei von allen noch so versteckten Mängeln, aber deshalb noch längst nicht fertig. Vielmehr fängt ihr Aufbau jetzt erst richtig an. Aber das muss noch warten. Im nächsten Schritt geht es um den Motor des 911 T. Den 140 PS des Sechs-Zylinder-Boxers soll wieder volle Kraft eingehaucht werden.