Wie sich Verkehrsforscher die künftige Mobilität vorstellen – und warum diese dabei zugleich öffentlicher und dennoch immer individueller wird.
SMART CITYS: Mehr Menschen, mehr Mobilität, weniger Raum: Damit diese Gleichung aufgeht, müssen die Städte klüger werden.
Die Autofahrerin der nahen Zukunft wird am Steuer schlafen. Sie wird eine Konferenz abhalten. Die Fahrerin wird ihr Automobil auf einer Rennstrecke an ungeahnte Grenzen bringen. Oder mit ihren Kindern spielen. Sich im eigenen Auto eine Stadtbesichtigung anschauen. Ein Konzert in höchster Qualität genießen. Einfach leben. Die anspruchsvolle Autofahrerin der nahen Zukunft wird drei, vier
Digitalisierung, Urbanisierung, Vernetzung und Künstliche Intelligenz revolutionieren unsere Lebenswelt – und zwar nicht nur zu Hause, am Urlaubsort oder am Arbeitsplatz, sondern auch auf den Wegen dazwischen. Die Megatrends eines neuen Zeitalters ermöglichen eine neuartige Mobilität, die auch den Umgang mit den Verkehrsträgern dramatisch verändern wird. Diese radikal andere Einstellung und Nutzen der Mobilität bringt enorme Chancen für die Industrien, die sich damit beschäftigen – aber auch einen hohen Anspruch an schnelle Veränderungsbereitschaft. Die besten Unternehmen der Automobilindustrie haben diese Herausforderung längst angenommen. Sie entwickeln Mobilitätslösungen, die weit über das Automobil hinausgehen, und übernehmen Verantwortung für Städte und Lebenswelten, für Umwelt, für Wünsche ihrer Kunden jenseits des Transports und für die gesamte Gesellschaft.
Die Gleichung ist ganz einfach: Immer mehr Menschen leben auf immer engerem Raum – und das weltweit. Zugleich ist dieser Raum der Großstädte der wesentliche Motor unseres gesamten Wirtschaftslebens. Und der muss in Bewegung bleiben – trotz Urbanisierung. Mehr Menschen, mehr Mobilität, weniger Raum: Damit diese Gleichung zum Wohl aller nachhaltig aufgeht, müssen die Städte klüger werden. Die Zukunft heißt: Smart Citys. Sie sind wesentliche Voraussetzung für eine Mobilität, die ebenso schlau wird wie ihre Umwelt. Und das muss schnell geschehen. Denn die Vereinten Nationen haben berechnet, dass schon 2050 bis zu drei Viertel aller Menschen weltweit in Städten leben. Wer heutige Megacitys wie Shanghai, Mumbai, London oder New York kennt, der kann dort beinahe täglich erfahren: Die bisherige Organisation von Mobilität im öffentlichen Raum wird diese Motoren der Wirtschaftskraft völlig lahmlegen, wenn die Entwicklung so weitergeht.
Die Mobilitätsanbieter – ob öffentlich oder privat – müssen darum Lösungen anbieten, bevor der Verkehrsinfarkt da ist. Und diese Lösungen müssen intelligent und nachhaltig sein. Glücklicherweise bietet die vierte industrielle Revolution der digitalen Vernetzung von Menschen und den Dingen, die sie umgeben, alle Voraussetzungen, die Citys smart zu machen: Breitband-Datennetze sorgen für ein starkes Rückgrat der Datenkommunikation, Hochgeschwindigkeits-Mobilfunknetze machen diese Kommunikation auch bei großen Datenmengen mobil und überall präsent. Intelligente persönliche Geräte, zu denen auch das Auto als „ultimate mobile device“ zählt, verarbeiten diese Daten für den Nutzer.
Hochleistungsfähige, ständig dazulernende und vernetzte Navigationssysteme kommunizieren mit öffentlichen Schnittstellen der Cloud und Millionen von „Dingen“: Ampeln, Parkhäusern, anderen Fahrzeugen, dem Arbeitsplatz oder dem Smart Horne. Viele Anwendungen sind bereits im Einsatz. Allerdings nicht immer in der Hardware des Automobils, sondern zum Beispiel in der Cloud, der Software und den passenden Smartphones von mobilen Menschen. Über Datensynchronisierung weiß das Smartphone, was ich morgen vorhabe, und kann Strecken, Fahrtzeiten, Verkehrsträger und andere Dienste daraufhin optimieren. Dabei bleibt es aber nicht. Alle Verkehrs-, Navigations- und Fahrzeugsysteme und die daraus resultierenden Bewegungsdaten werden im Internet der Dinge systematisch aufeinander abgestimmt. In der Smart City wird auch das Automobil als nach wie vor zentrales Fortbewegungsmittel mit seinen anonymisierten Daten dieses Wissen bereichern und so die Effizienz der Mobilität extrem erhöhen.
Dazu kommen neue Dienste und eine nahtlose Abstimmung der verschiedenen Verkehrsträger aufeinander: Ob elektrische Mobilität, ob Sharing Economy, öffentlicher Nahverkehr und diverse Taxi-Services, ob Radverkehr oder autonomes Fahren – die künftige Mobilitätsgesellschaft erwartet eine umfassende und nahtlose Vernetzung mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Das automatisierte oder autonome Fahren steigert die Effizienz der Fahrzeugnutzung noch einmal erheblich. Die On-demand-Mobilität, bisher dem eigenen Auto vorbehalten, wird um selbstfahrende Fahrzeuge erweitert, die nicht einem Fahrer gehören. Der Nahverkehr wird dadurch so intelligent und komfortabel wie heute das Taxifahren.
Das eigene Auto bekommt in diesem Ökosystem eine komplementäre Rolle. Erste Dienstleister erlauben es dem Besitzer bereits, sein privates Fahrzeug der öffentlichen Mobilität zur Verfügung zu stellen – etwa durch Vermietung in ungenutzter Zeit oder als Chauffeur-Service für andere. So verschmelzen öffentlicher und individueller Verkehr, was die Effizienz im Straßenverkehr erheblich steigert.
In der Smart City werden sich aber nicht nur die bewegten Verkehrsobjekte radikal verändern. Intelligente Ampeln sorgen zusammen mit abgestimmtem Verhalten der Fahrzeuge für dauerhafte grüne Wellen, Parkhäuser werden noch weiter vernetzt und komfortabler nutzbar. Dafür arbeitet
AUF BESTELLUNG: Dank App steht der
Nie waren die Menschen so mobil wie heute – und das wollen sie auch bleiben. Zugleich sind die Ansprüche etwa an Work-Life-Balance ebenfalls erheblich gestiegen. Sind diese Wünsche unter einen Hut zu bringen? Ja, denn digitale Dienste machen eine neue Qualität des mobilen Lebens möglich. Dazu zählen effektives Zeit- und Mobilitätsmanagement samt dem Umfang von Mobilität, der der Lebenssituation entspricht.
Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand Finanzen und IT, beschreibt die daraus folgenden Herausforderungen für einen klassischen Autohersteller: „Die Ansprüche der Kunden an die individuelle Mobilität verändern sich massiv. Technologische Sprünge in der Automobilbranche – Elektrifizierung, Digitalisierung und Konnektivität – erfordern ein ganz neues Denken.“ Der Kunde von morgen wünscht das „Car for Life“. Wie wäre es mit mehr Motorpower über ein Software-Update vor dem Wochenende auf der Rennstrecke? Über Nacht kann der Hersteller es „over-the-air“ zur Verfügung stellen – vielleicht auch nur für dieses Wochenende. Die bereits heute erhältliche
Oder wie wäre es mit dem Produkt, das gerade zum Lifestyle der nächsten Wochen passt? Hier können neue Formen des Carsharing zum Einsatz kommen. Die werden bei einem Premiumhersteller wohl anders aussehen müssen als bei einem Massenproduzenten oder reinen Dienstleister. Zwar will eine bedeutende Zahl von Kunden gerade im urbanen Umfeld das Auto inzwischen vor allem nutzen – aber nicht unbedingt und allein besitzen. Doch herkömmliches Carsharing bietet da oft keine angemessene Lösung auf hohem Niveau. Denn das Auto steht womöglich irgendwo an einem entfernten Sammelpunkt. Oder es ist vielleicht nicht das Modell, das meinem Wunsch in der Situation entspricht – oder aber das Fahrzeug ist schlicht nicht sauber genug, sein Akku ist leer, oder die Ausstattung ist nur in einer arg kargen Variante verfügbar.
Meschke setzt hier das Modell entgegen, dass man kein Auto mehr kauft, sondern Fahrzeugpakete. Ein entsprechendes Pilotprogramm testet aktuell
LUTZ MESCHKE: „Die Ansprüche der Kunden an die individuelle Mobilität verändern sich massiv. Technologische Sprünge erfordern ein ganz neues Denken.“
Daten sind das neue Öl. Aber so wie der Treibstoff allein ein Auto noch nicht effizient oder gar begehrenswert macht, nützt die schiere Menge der Daten in einer mobilen Umwelt auch wenig. Es kommt darauf an, das kostbare Gut intelligent zu vernetzen. Denn dann wird auch das Auto mehr als je zuvor ein echter Sehnsuchtsort.
Über die längste Zeit der Menschheitsgeschichte ist das knappste Gut stets ein materielles gewesen. Die Gesellschaft, der Staat und die Wirtschaft haben sich deswegen darauf konzentriert, diesen Mangel zu bekämpfen oder zu beheben. In den modernen Industriegesellschaften hat sich diese zentrale Lebensknappheit grundlegend verändert: Den Menschen mangelt es vor allem an Zeit. Gerade für den mobilen Menschen wird darum Zeitwohlstand zu einer echten und geschätzten Luxuserfahrung. Das persönliche Wohlergehen und die individuelle Lebensqualität hängen stark vom Besitz selbstbestimmter Zeit ab. Ein knappes Gut.
Wenn das Auto der Zukunft automatisiert fährt, kann der Mensch seine Zeit anders nutzen. Kommunizieren Autos untereinander und mit ihrem Umfeld selbsttätig, dann können die Menschen schneller, stressfreier und sicherer ans Ziel kommen. Vor allem aber können sie die geschenkte Zeit anders füllen – mit lebenswerten Inhalten. Wie das Zukunftsinstitut betont, besteht die große Chance autonomer Fahrzeuge darin, „dass sie künftig verstärkt soziale Funktionen als Third Places erfüllen können“: Verkehrsmittel werden zu Refugien zwischen Arbeitsplatz und Zuhause, in denen man sich gern aufhält, wohlfühlt, seine Zeit aber auch sinnvoll verbringen kann, während man unterwegs ist.
Innovative Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit Angeboten, die das sinnvolle Nutzen dieses neuen mobilen Heims oder Arbeitsplatzes ermöglichen. Das Beispiel zu Beginn dieses Beitrags hat verdeutlicht, welche Inhalte und Dienste das sein können. Darüber hinaus geht es aber auch um eine Innenraumgestaltung, die diesen Anspruch an das mobile Büro oder Wohnzimmer optimal erfüllt. Bei
IM DIALOG: Über vernetzte Systeme können Autos untereinander kommunizieren und sich vor Gefahren warnen.
SVEN LORENZ: „Digitalisierung ist auch für
Ergänzt wird dieses Powerhouse der Innovationen durch die Arbeit der
PORSCHE CONNECT:
Die ersten Schritte sind schon getan – zum Beispiel mit den erweiterten Funktionen von
Das Auto als Teil eines digitalen Ökosystems wird so zum Heim weit weg von daheim und zugleich zum Teil einer vernetzten Stadt. Es bringt seine Passagiere sicherer, schneller und eleganter ans Ziel, kann in die Organisation eingebunden werden, Terminkalender oder Playlists ansteuern, soziale Medien und den Schreibtisch im Büro integrieren. So wird das Auto nicht zum Außenseiter in einem immer dichteren Verkehr, in einem immer gedrängteren Leben – im Gegenteil, wie Sven Lorenz, Leiter Informationstechnologie, es auf den Punkt bringt: „Digitalisierung ist auch für
Es ist eine schockierende Zahl: 1,5 Millionen Menschen sterben Jahr für Jahr im Straßenverkehr – allen unbestreitbaren Fortschritten bei Sicherheitstechnik und Verkehrssicherheit zum Trotz. Doch dieser Blutzoll ist kein unabwendbares Schicksal. Wer weiß, dass neun von zehn Unfällen durch menschliche Fehler verursacht werden, kennt den Ansatz zur Lösung. Autonomes Fahren und automatisierte Assistenzsysteme werden der Schritt zu einem Verkehr ohne schwere und tödliche Unfälle sein. Schon heute zeigt sich etwa nach Zahlen der Versicherungswirtschaft, dass moderne Fahrzeuge mit ABS und ESP signifikant weniger schwere Unfälle verursachen als solche ohne diese Helfer. Diese inzwischen in Industrieländern alltäglichen Assistenzsysteme sind damit Vorboten wesentlich weitergehender intelligenter Assistenten, an denen die gesamte Industrie arbeitet. Premiumautos verfügen schon heute über eine Vielzahl neuer Assistenten serienmäßig. In Fahrzeugen der Mittelklasse sind sie ebenfalls auf dem Vormarsch. Assistenzsysteme werden zudem noch wesentlich intelligenter, indem sie selbstständig dazulernen. Sie machen das Fahren dynamischer, vorausschauender und wesentlich sicherer. Die digitale Revolution kann den Traum vom unfallfreien Straßenverkehr wahrmachen.
Präventionskonzepte sind natürlich für alle Verkehrsteilnehmer weiterhin nötig; aber auch diese Konzepte werden von der Entwicklung intelligenter Fahrzeuge, smarter Citys, dem Internet der Dinge und weiteren technologischen Anwendungen stark profitieren. „Wenn menschliche Fahrfehler als Ursache wegfallen, sinkt die Unfallhäufigkeit deutlich“, stellt das Zukunftsinstitut in einer Studie fest. Dabei kommt der Integration neuer Technik eine wesentliche Aufgabe zu.
AUSZEIT: Im Stau oder bei stockendem Verkehr kann der
Das Ergebnis wird mehr als die Summe der eingesetzten Technologien sein. Die Assistenzsysteme werden beispielsweise Sensor-, Objekt- und Kartendaten fusionieren und damit einen stark wachsenden Automatisierungsgrad realisieren. Das ermöglicht komfortables, zeit- und energieeffizientes Fahren und Parken sowie umfassende Sicherheit auf diesen Fahrten – teilweise oder auf Wunsch auch voll autonom. Prinzipiell wird es bei dieser Migration von den einzelnen Funktionen abhängen, wie die Daten genutzt werden und wer sie bekommt.
Von wachsender Schwarmintelligenz vernetzter Systeme werden alle Verkehrsteilnehmer profitieren können – und das ist auch gut so. Denn wenn zum Beispiel ein verunglückter Lkw eine Strecke blockiert und dabei gefährlich nah hinter einer Kuppe steht, „wäre es moralisch fragwürdig, diese Daten nur an Fahrzeuge der eigenen Marke weiterzugeben“, sagt Lorenz. In diesem Fall werden anonymisierte Standort- und Wegedaten ins Netz gespeist – und aus reinen Mobilitätskonsumenten werden sie in Zukunft Mobilitätsermöglicher.
Was dabei aber stets für verantwortungsbewusste Autohersteller klar ist, das beschreibt Lorenz so: „Für
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* Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Seit dem 1. September 2017 werden bestimmte Neuwagen bereits nach dem weltweit harmonisierten Prüfverfahren für Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure, WLTP), einem realistischeren Prüfverfahren zur Messung des Kraftstoff-/Stromverbrauchs und der CO2-Emissionen, typgenehmigt. Seit dem 1. September 2018 ersetzt der WLTP den neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP ermittelten Kraftstoff-/Stromverbrauchs- und CO2-Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ ermittelten. Dadurch können sich seit dem 1. September 2018 bei der Fahrzeugbesteuerung entsprechende Änderungen ergeben. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen WLTP und NEFZ finden Sie unter www.porsche.com/wltp.
Aktuell sind unabhängig vom angewendeten Typisierungsverfahren noch die NEFZ-Werte verpflichtend zu kommunizieren. Die zusätzliche Angabe der WLTP-Werte kann bis zu deren verpflichtender Verwendung freiwillig erfolgen. Soweit es sich um Neuwagen handelt, die nach WLTP typgenehmigt sind, werden die NEFZ-Werte daher in der Übergangszeit von den WLTP-Werten abgeleitet und angegeben. Soweit die NEFZ-Werte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebotes. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat, usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoff-/Stromverbrauch, die CO2-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.
Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoff-/Stromverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem "Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei DAT unentgeltlich erhältlich ist.
** Wichtige Hinweise zu den vollelektrischen