Porsche - Elf(er) Freunde müsst ihr sein

Elf(er) Freunde müsst ihr sein

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Der Porsche 911 ist 60 – und kein bisschen leise. Er lässt die Herzen höher, schneller, weiter schlagen. In elf Kurzinterviews mit Elfer-Fans sind wir der Frage auf den Grund gegangen, warum die Ikone auch nach all den Jahren noch genauso begeistert, fasziniert und inspiriert wie am ersten Tag. Frauen und Männer, ­Großeltern und Enkelkinder, Typen und Traditionalisten: Sie alle waren sich einig, dass es die eine Antwort nicht gibt. Sondern ganz viele.

Horst ist ein offener Typ – besonders im Hinblick auf die Wahl seiner Fahrzeuge: Er sammelt Cabrios. Allein ein halbes Dutzend klassische Porsche Modelle hat er über die Jahre erworben – 356, 911, 911 Targa, 914, 924 und 944.

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Die Freude daran teilt der Mannheimer gern mit seinen Enkelkindern. Als Nina zum Beispiel ihren Führerschein frisch in der Tasche hatte, war das erste Fahrzeug, das sie ohne Begleitung fahren durfte, eines seiner Porsche Modelle. Und als ihr eigenes Auto vorübergehend ausfiel, stellte der Großvater ihr das 911 Carrera Cabriolet von 1988 zur Verfügung. „Der ist unfallfrei, sehr zuverlässig und ein echter Hingucker“, sagt Horst über den Sportwagen, den er vor acht Jahren in seine Sammlung aufgenommen hat. Damit er das auch bleibt, wird er – wie die anderen Schmuckstücke auch – sorgfältig gepflegt.

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Seinen ursprünglich weißen Porsche 911 SC von 1983 hat Gerhard vor knapp 20 Jahren im legendären Gulf Design folieren lassen. Die Original-Farbwerte hat seine Frau Bettina für ihn besorgt. Ihr Vater war einer der ersten Porsche Kunden in Nürnberg – er fuhr einen 356.

Geboren in Nürnberg, aufgewachsen am Norisring – „da wird man einfach Autofan“, stellt Gerhard fest und fährt fort: „Ich dachte immer, das Virus geht an mir vorüber. Ist es aber nicht. Irgendwann stand dieser 911 SC völlig verwahrlost in einer Garage. Ungepflegt, ungewaschen, er hat ein bisschen traurig ausgesehen. Da wusste ich: Der wird meiner. Das war vor 22 Jahren.“ Dann ging es los mit der „Rolling Restauration“. Erst wurde das Fahrwerk gemacht, dann die Bremsen und was noch so nötig war. Letztlich, sagt ­Gerhard, sei es aber das gleiche Auto wie vor 40 Jahren. Unfallfrei. Es ist sogar noch das erste Dach drauf – wenn auch nicht mehr zu 100 Prozent dicht. „Technisch ist der Wagen eins a, optisch hat er Kampfspuren und die darf er haben“, findet Gerhard. „Ich habe zu Hause noch eine ‚Garagen-Queen‘, einen 1977er Porsche 911 Carrera 3.0. Der ist unberührt, wie aus dem Werk raus. Und das bleibt er auch.“ Sein SC dagegen erlebt mit ihm Abenteuer, war schon auf unzähligen Events bis hin zum legendären Goodwood Festival of Speed im Süden Englands.

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Gerhard hat die Erfahrung gemacht: „Mit einem Porsche kommst du ins Gespräch, lernst die unterschiedlichsten spannenden Leute kennen und wirst Teil einer Community.“

Mehr von Gerhard und seinem 911 SC sehen Sie im Video.

„Mit dem SC fühlt man sich auf der Landstraße wie Steve McQueen.“

Gerhard Metz

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Ein echtes Familienfahrzeug sei das Porsche 911 Carrera 2 Cabriolet (993) seiner Mutter, erzählt uns Alex. Vor 20 Jahren hatte sie sich damit einen Traum erfüllt – und ihre bereits erwachsenen Kinder daran teilhaben lassen. „Der Porsche war für uns in der Familie immer etwas Besonderes und nichts, was man einfach als normal hinnimmt“, sagt Alex.

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Back to the roots
Alex konnte ein Handy in Wurzelholz-Dekor auftreiben, wie es 1996 zur ursprünglichen Sonderausstattung des Wagens gehörte.

Wann immer sich die Gelegenheit bietet, schnappen er oder seine Schwester sich auch heute noch den Wagen und lassen sich frischen Wind um die Nase wehen. „Da geht das Herz auf“, schwärmt der sympathische Hamburger, der nie genug von den luftgekühlten Sportwagen bekommt. Erst im April dieses Jahres war er zum 9. „Luftgekühlt“-Event in die Nähe von San Francisco gereist. Die Community dort ist auch eine Art Porsche-Familie. Nur viel größer als seine in Hamburg.

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„Ein Elfer war schon immer mein Traum. Und irgendwann muss man sagen: jetzt oder nie.“ Alexander hat sich diesen Traum deshalb vor zweieinhalb Jahren erfüllt und sich den 911 (991), Baujahr 2016, gekauft. Seine Begeisterung für den Wagen schildert der Diplom-Ingenieur so: „Es ist diese Präzision! Man merkt einfach, dass er vom Grundkonzept ein Sportwagen ist. Du setzt dich in das Auto rein und bist der Mittelpunkt, das Auto ist um dich herumgebaut. Und das macht einfach riesigen Spaß.“

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Um die Jahrtausendwende arbeitete Günter als Ingenieur südlich von San Francisco im Silicon Valley und brauchte ein Alltagsauto. „Ich wusste, mit einem alten Porsche kannst du nicht viel verkehrt machen“, erklärt der Pfälzer seine Wahl, die auf einen 911 T von 1973 in der Farbe Tangerine fiel. „Der war in relativ gutem Zustand – und an dem Modell kann man noch alles selbst machen.“

„Ich mache alles selbst – das Auto war in 23 Jahren noch nie in der Werkstatt. Außer der Lenkung und dem Dachhimmel habe ich jedes Teil schon mal in der Hand gehabt. Meistens für Instandhaltung, seltener für Reparaturen.“

Günter Kehr

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In Kalifornien schloss Günter sich damals als 100. Mitglied der legendären „R Gruppe“ an, einem „Early 911 Sports Purpose Club“, der weltweit auf 300 eingeladene Mitglieder begrenzt ist. Regelmäßig treffen sich die Porsche Enthusiasten zu Ausfahrten mit ihren Klassikern, erst kürzlich waren sie eine Woche lang in Schottland unterwegs. Angst vor Umdrehungen des Kilometerzählers hat in der R Gruppe niemand – vielmehr ist man sich einig, dass die Boliden für die Straße gemacht sind. „Der Wagen hat 482.000 Kilometer hinter sich – noch mit dem Originalgetriebe,“ sagt Günter über seinen Elfer und fügt gelassen hinzu: „Solange er sich einwandfrei schalten lässt, muss man da nichts tun. Das Getriebe wird mir sagen, wenn es fühlt, dass es so weit ist.“

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„Bei uns ist nie die Frage ‚Wer muss heute fahren?‘, sondern immer ‚Wer darf heute fahren?‘“, sagt Peter, der sich vor fünf Jahren mit seiner Frau Ingrid den Traum vom 911 GT3 RS (991), Baujahr 2015, erfüllt hat. Seitdem geht es von einer faszinierenden Strecke zur nächsten. Etwa mit der „Vereinigung für artgerechte Bewegung“ zum Fahrsicherheitstraining auf dem Anneau du Rhin – dem Rundkurs im Elsass. Auch auf der Nordschleife des Nürburgrings durfte der Wagen schon fahren, genauso wie in der Motorsport Arena Oschersleben, auf dem Autodrom Most in Tschechien oder dem Hockenheimring. Fürs nächste Jahr hat Peter sich die Rennstrecke im belgischen Spa und den Circuit Park im niederländischen Zandvoort vorgenommen. Auch der Sachsenring und der Red Bull Ring in der Steiermark stehen noch auf der Wunschliste. In der Zwischenzeit ruft er über das PFF Porsche Forum zu Ausfahrten auf – durch den Schwarzwald oder wohin es ihn gerade zieht.

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Seine Frau Ingrid, sagt Peter, habe anfangs nicht ganz so entspannt auf dem Beifahrersitz gesessen. „Sie hat überall Gefahrenpotenzial gesehen. Bei einem Training habe ich dann gesagt: ‚Schatz, du musst auch mal fahren.‘“ Danach sei sie aus dem Wagen ausgestiegen und habe begeistert gerufen: „Jetzt weiß ich, was du da machst – das ist ja easy!“ „Seitdem“, erzählt Peter, „wechseln wir uns mit dem Fahren ab.“

„Ich fiebere regelrecht danach: Wann ist die nächste Ausfahrt?“

Peter Meyer

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Erst seit wenigen Monaten hat Stephan seinen 911 Carrera S (997) mit Werkleistungssteigerung von 2010. Seit Jahren hat er davon geträumt, das Modell zu besitzen, zu dem er eine ganz spezielle Verbindung hat: Als Ingenieur bei Porsche Engineering in Bietigheim entwickelte er die Werkleistungssteigerung – konkret die Schaltklappenanlage und die speziellen Zylinderköpfe – mit. Die Herausforderung bestand damals darin, Mehrleistung zu ermöglichen, ohne den Drehmomentverlauf zu beeinträchtigen, was Stephan und seinen Kollegen erfolgreich gelang. „Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn du die Motorhaube öffnest und sehen kannst, was du gemacht hast und was einfach gut funktioniert.“ Warum es fast dreizehn Jahre gedauert hat, bis er den Carrera sein Eigen nennen konnte? „Es wurden einfach nie welche angeboten – die sind extrem begehrt.“

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Jetzt also kann Stephan die Früchte seiner Arbeit genießen. Und an Tagen, an denen er es etwas gemächlicher mag, fährt er seinen 944. Der begleitet ihn schon seit 17 Jahren.

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„Keine Marke hat ein solches Heritage wie Porsche“, ist John überzeugt und erklärt am Beispiel des Elfers, wie er das meint: „Egal welcher, egal von wann – einen Porsche 911 erkennst du immer.“ Dieser unverwechselbaren Form, sagt John, sei es zu verdanken, dass die Modelle auch oder sogar gerade in kräftigen Farben großartig aussehen. Kein Wunder, dass zu der Sammlung des Düsseldorfers einige knallig bunte Porsche Modelle gehören – von luftgekühlt bis aktuell.

In Sachen Farbe ist der schwarze 911 Turbo (993) mit Werkleistungssteigerung 2 und Aerokit 2 von 1998, mit dem wir John fotografiert haben, für ihn also eher untypisch. Als echter Enthusiast genießt John seine Boliden aber ohnehin mit allen Sinnen: Allein der Motor-Sound ist Musik in seinen Ohren. Und mit seiner Begeisterung ist er nicht allein: „Durch die gemeinsame Leidenschaft für die Fahrzeuge habe ich überall auf der Welt großartige Kontakte geknüpft.“

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„Eigentlich ist das ein 911 SC, Jahrgang 1979“, sagt Matthias. „Aber optisch habe ich das Backdate an zwei andere Modelle angeglichen. An einen 1973er Porsche 911 RS 2.7 und an den Porsche 911 2.4 ST, der bei der Tour de France Automobile 1970 einen großartigen Auftritt hatte. Da war die Lackierung aber gelb und rot statt wie bei mir grün und golden.“

Bereits im Jahr 2000 hat der Cuxhavener damit angefangen, alte Porsche zu restaurieren oder umzubauen. Eines der Highlights in all den Jahren steht ihm aber noch bevor: Seit Juni reist sein Elfer an Bord eines Schiffes in Richtung Kalifornien. Dort, genauer in Laguna Seca, findet Ende September die siebte „Porsche Rennsport Reunion“ des Porsche Club of America (PCA) statt. Gemeinsam mit einem Freund fliegt der Cuxhavener dann zu dem Event und tankt Porsche Feeling pur.

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Seine automobile Leidenschaft teilt Matthias’ Frau Tanja mit ihm. Sie hatte schon immer ein Faible für Porsche Classic Modelle und „als Matthias irgendwann ein G-Modell Turbo anschleppte, das er eigentlich weiterverkaufen wollte, habe ich mich verguckt“. Tanja behielt den Wagen. Nach einem Unfall kam wieder einer ins Haus. „Matthias ist gelernter Kfz-Mechaniker, das ist natürlich sehr schön, weil ich eigentlich nie in die Werkstatt fahren muss.“ Anders als ihr Mann, der mit seinen Fahrzeugen gerne an Community-Treffen teilnimmt, fährt Tanja mit ihrem Porsche aber bevorzugt Oldtimer-Rallyes. Als Navigatorin an Bord ist dann ihre Schwester und nicht Matthias, denn: „Das Streitpotenzial bei der Frage nach dem Weg ist dann doch vorhanden“, lacht Tanja.

„Durch Zufall bin ich über einen Kunden an einen alten Elfer geraten – und war direkt schockverliebt.“

Matthias Reuter

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„Wenn ich meinen Elfer starte, bin ich glücklich. Auch wenn es mir mal nicht so gut geht – du fährst einfach los und vergisst alle Sorgen.“ Man bekommt ein kleines bisschen Gänsehaut, wenn Laure mit so viel Begeisterung von ihrem 911 Carrera 4S spricht. Seit dem 20. Dezember vergangenen Jahres hat sie ihn – und sich damit nicht nur ein frühes Weihnachtsgeschenk gemacht, sondern einen Kindheitstraum erfüllt: Schon als kleines Mädchen fuhr Laure mit ihrem Vater, der auch beruflich im Rennsport tätig war, zu Formel-1-Rennen. Als einzige von drei Töchtern teilte sie seine Leidenschaft. Laures Tochter hat das Porsche Gen geerbt. Die beiden lieben es, gemeinsam Ausfahrten zu machen, ob Urlaub in Südtirol oder Alltagsbesorgungen für Laures veganes Restaurant in Luxemburg. „Du kannst mit dem Porsche alles machen. Er ist einfach das perfekte Auto.“ Laure ist stolz darauf, sich durch Arbeit und Beharrlichkeit den Traum erfüllt zu haben – und ihrer Tochter ein Vorbild sein zu können.

Erfahren Sie im Video, wie Laure sich ihren Traum erfüllt hat.

Text Ariane Lattke
Fotos Stefan Bausewein; Marc Rosu