Porsche - Wo ist Untersöchering?

Wo ist Untersöchering?

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Siegfried Rauch: Als Filmstar hat er sich nie gefühlt, und nach Hollywood wollte er schon gar nicht – zu viel Trubel. Nach seiner Schauspielausbildung und einigen Theaterstationen stand er schließlich doch vor der Kamera. 1971 verkörperte er an der Seite von Steve McQueen den Rennfahrer Erich Stahler und war Hollywood plötzlich ganz nahe. Im Buch Unser Le Mans erzählt er die Geschichte zum Film und über seine Freundschaft mit Steve McQueen.

Er war einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler. Die Rolle seines Lebens aber spielte Siegfried Rauch als Rennfahrer an der Seite von Steve McQueen. Aus der Begegnung mit dem US-Schauspieler wurde eine Männerfreundschaft.

Herr Rauch, Sie spielten 1971 zusammen mit Steve McQueen im Rennfahrer-Epos Le Mans mit. Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an die Dreharbeiten denken?
Steve war ein absoluter Perfektionist. Bei den Boxenstopp-Szenen mussten wir den Helm abnehmen und aussehen, als würden wir schwitzen. Dafür spritzte der Maskenbildner uns Wasser ins Gesicht. Steve aber entgegnete: „Nein, nein, nein, so geht das nicht!“ Dann hat er sich ins Auto gesetzt, ist zwei Runden wie ein Wahnsinniger gefahren, hat den Helm abgenommen und gesagt: „Schau mal Siggi, erstens schwitze ich jetzt richtig und die pulsierende Ader dort an meiner Stirn bekommt der Maskenbildner auch nicht hin.“ Bei Steve musste alles total authentisch sein, das habe ich bewundert.

Wie lernten Sie sich kennen?
Das war etwa eine Woche, nachdem die Dreharbeiten zu Le Mans begonnen hatten. Vorher hatten wir kein Wort miteinander gewechselt. Am Set wollte jeder mit ihm reden, aber das ging natürlich nicht. Also dachte ich mir, lasse ich ihn in Ruhe seine Arbeit machen und störe ihn nicht. Das schien ihn beeindruckt zu haben. Irgendwann kam er auf mich zu und fragte: „Why do you never talk to me?“ Ich habe es ihm erklärt, und das fand er toll. Von da an verbrachten wir die Zeit von früh bis spät nur noch zusammen.

Wie haben Sie das schnelle Fahren gelernt?
Ich habe mir damals einen Porsche 914 gekauft. Der hatte den Motor vor der Hinterachse, genau wie mein Rennwagen im Film, ein Ferrari 512 S. Mit dem Porsche habe ich dann auf der Strecke in Le Mans trainiert, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Auch nach den Dreharbeiten zu Le Mans hatten Sie weiterhin Kontakt zu Steve McQueen. Was hat Sie beide verbunden?
Es gibt Momente, da begegnet man einem Menschen das erste Mal und denkt: „Hey, den kenne ich doch schon länger.“ Und so war es auch bei Steve und mir. Wir hatten beide eine ähnliche Kindheit, ärmlich aufgewachsen – ich in Bayern, er in Amerika. Er war auch so ein einfacher Mensch, ohne Starallüren. Nach den Dreharbeiten fragte er, ob ich Lust hätte, mit ihm ein paar Tage nach Paris zu fahren. Das haben wir gemacht und hatten einen Mordsspaß.

Danach trennten sich Ihre Wege?
Nach den Tagen in Paris stand er vor mir und sagte nichts. Ich habe ihn aber auch so verstanden. Ich spürte, dass er unbedingt mal bei mir in Bayern vorbeikommen wollte. „Du willst mich wohl besuchen, oder?“, fragte ich. „Yes“, sagte er.

Er kam als Pate zur Taufe Ihres Sohnes Benedikt nach Untersöchering. Leider zu spät.
Steve wollte unser Dorf unbedingt selber finden. Bis Murnau hat er es noch geschafft, dann wusste er nicht mehr weiter und fragte ein Mädchen nach dem Weg. Die konnte gar nicht antworten und murmelte nur „Steve McQueen“ vor sich her. Im Endeffekt kam er eine halbe Stunde zu spät.

Text Sven Freese