Porsche - Fahren wie Walter

Fahren wie Walter

Das autonome Fahren wird kommen, natürlich. Aber macht das Spaß?

Autos werden immer klüger und selbstbewusster. Sie haben ABS, ESP, Spurhalteassistenten, automatisch abblendende Rückspiegel und Leuchtweitenregulierung, das Doppelkupplungsgetriebe, die Start-Stopp-Automatik, Abstandsradar und Notbremsassistenten. Automatische Einparkhilfen beweisen, dass autonomes Fahren sehr angenehm sein kann und Komfort bedeutet.

Was in Entwicklungsabteilungen und unter Technikern als Handwerk gilt: Die Automobile verfügen über mehr und bessere Sensoren, über mehr Vernetzung, eine Software mit menschenähnlichen Reflexen und intelligente Steuergeräte. So ausgerüstet, können Autos im besten Wortsinn tatsächlich selbstgesteuert, also autonom fahren. Aber macht das Spaß?

Ja und nein.

Einerseits lassen sich elektronische Steuergeräte im Gegensatz zum Menschen weder von Musik, schönen Landschaften, Unfällen auf der Gegenfahrbahn, vom Telefon, von Kindern auf dem Rücksitz oder vom Beifahrer ablenken. Im besten Fall dürfen wir von autonomen Fahrzeugen erwarten, dass sie

  • die linke Spur auf Überholverkehr scannen, bevor sie ausscheren,
  • nicht versuchen, Lastwagen mit annähernd gleicher Geschwindigkeit minutenlang zu überholen, sondern bei Bedarf zurückschalten und Gas geben,
  • Traktoren zügig passieren, sobald das Frontradar freie Fahrt signalisiert, und
  • die rechte Spur nutzen, wenn sie langsamer fahren wollen und damit die linke Spur frei halten.

Idealerweise könnte autonomes Fahren deshalb zu einem zügigen Dahingleiten führen, weil Steuergeräte jede Sekunde hochkonzentriert und immer auf die unmittelbar bestehende Verkehrssituation fokussiert sind. Das Fahren wird entspannter und sicherer.

Andererseits wird ein autonomes Fahrzeug kaum so souverän und schnell über die Nordschleife des Nürburgrings fahren wie ein Walter Röhrl im 918 Spyder. Dazu fehlt auch den klügsten Rechnern jene Extraportion Fahrgefühl und das damit verbundene Antizipieren, also das Erahnen von Fahrsituationen und von Fahrverhalten. Und natürlich: die intuitive Kenntnis vom Grenzbereich.

Bei Porsche gehört das sportliche Fahrerlebnis zur Grundausstattung – und damit der aktive Fahrer. Er möchte selbst entscheiden, wie er sein Auto bewegt. Das bedeutet Freiheit und Verantwortung zugleich. Zwei Werte, für die Porsche steht.

Natürlich machen beispielsweise auch Staumelde- und Parkassistenten für Porsche-Fahrer Sinn. Freiheit und Verantwortung stellen keinen Gegensatz zu Sicherheit und Komfort dar. Im Gegenteil: Sie bilden deren optimale Ergänzung. Was spricht dagegen, wenn ein Parkassistent das Auto vor dem Einfahren ins Parkhaus übernimmt, selbstständig abstellt und nach dem Opernbesuch vor dem Foyer vorfährt?

Porsche geht mit dem Thema autonomes Fahren deshalb differenziert um und setzt zukünftig auf Einzelmodule, die jeder Kunde nach Belieben auswählen kann. Ein Assistenzsystem, das beispielsweise für die Mehrheit der 911-Fahrer wenig sinnvoll sein mag, kann für Panamera-Kunden zur Wunschausstattung zählen.

Idealerweise wird Porsche die besten individuellen Lösungen anbieten, mit persönlich abstimmbaren Parametern. Wenn die Streckenführung vorab gescannt und mit den Navigationsangaben abgeglichen wird, könnte der autonome Pilot – gerne in den Stufen Normal, Sport, Sport Plus – entsprechende Vorschläge für Tempo, Drehzahl und Gang anbieten. Und wir, die Fahrer, hätten die Wahl, ob wir das Angebot annehmen. Und uns dann doch ein wenig so fühlen, als ob wir tatsächlich mit einem Walter Röhrl als Piloten im Porsche sitzen würden.

Text Max B. Oertel