Porsche - Der grosse Fahr-Spass

Der grosse Fahr-Spass

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Zwei Mann, ein Ziel: Viel Vergnügen in einem der ältesten Porsche 356/2 zu haben.

Treffen sich die Comedians Jerry Seinfeld und Jay Leno, ist Spaß garantiert. Ist ein Porsche 356/2 aus der ersten Serie mit im Spiel, wird es eine große Show. Zu bewundern im Internet.

So drastisch und zugleich liebevoll hat noch selten jemand seine Leidenschaft für Porsche ausgedrückt. Während die Kamera sanft über die Aluminium-Karosserie schwenkt, das Auge an Details aus einer fremden, und doch irgendwie bekannten Welt hängen bleibt, setzt die Stimme aus dem Off ein: „Ich nenne diesen Wagen meine fliegende Untertasse …“ Ich, das ist Jerry Seinfeld, einer der größten Comedians der USA, und die Untertasse ist ein Porsche 356/2, der 40. von 52 Sportwagen, die in den Anfangszeiten des Unternehmens im österreichischen Gmünd gebaut worden waren.

Im Vergleich mit einem Ufo steckt nicht nur viel Liebe, sondern auch Wahrheit. Während der Ur-Porsche über die Straßen von Südkalifornien gleitet, lässt Seinfeld den Eindruck wirken, ehe er sagt: „Wie muss dieses Auto erst 1949 gewirkt haben?“ Spaß machen, das ist sein Beruf. Aber schon in der berühmten Sitcom, die einfach nur seinen Nachnamen trug, hat Jerry Seinfeld meist Unterhaltung mit einem wahren Kern gemacht.

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Comedians in Cars Getting Coffee läuft schon in der sechsten Staffel im Internet, die Serie genießt längst Kultstatus. Die Filme sind frei zugänglich. Ihr Charme: Es gibt kein festgelegtes Drehbuch.

Viel Lachen, viel Weisheit, das ist auch in etwa das Prinzip, mit dem er nach seiner Fernsehkarriere seine Begeisterung für Autos transportiert. Er hat dafür das Internet entdeckt. „Ich habe so lange Shows gemacht, dass ich mir gesagt habe: Wenn du noch mal was anfängst, dann muss es etwas komplett anderes sein“, sagt der 61-Jährige, und fügt noch ein weiteres Muss hinzu, „und es muss etwas mit Autos zu tun haben.“ So entstand „Comedians in Cars Getting Coffee“ – eine Web-Comedy, die mittlerweile in der sechsten Staffel läuft. Das Prinzip ist immer gleich: Seinfeld lädt einen anderen Comedian zu einer Spritztour in einem historischen Fahrzeug ein, die in einem Coffee Shop endet. Vermutlich die edelste und lustigste Variante einer Kaffeefahrt. „Ich liebe die Freiheit im Internet, wir können alles machen, was wir wollen“, sagt Seinfeld. Und das Publikum will es auch: Inzwischen ist die Serie bei 25 Millionen Streams angelangt. Die Idee dazu war dem Porsche-Enthusiasten beim Gucken der legendären BBC-Serie „TopGear“ gekommen: „Ich wollte etwas machen, bei dem die Autos richtig bewegt werden.“ Mit einem ganz besonderen Bildungsauftrag: „Ich mag es, die Menschen an Autos zu erinnern, die sie schon vergessen hatten.“

Es geht ums Reden und ums Fahren, aber am Steuer sitzt Seinfeld: „Wir haben ein paar Versuche andersherum gemacht. Die anderen konnten zwar auch fahren und reden, aber sie waren so konzentriert, dass es nicht witzig war.“ Spaß haben ist für ihn aber der Sinn beim Autofahren, überhaupt des ganzen Lebens. Und vielleicht das Erfolgsrezept seiner Karriere: „Ich war nie davon besessen, erfolgreich sein zu müssen.“ Erfolg basiert für ihn auf drei Dingen: „Talent, Köpfchen und vor allem Selbstvertrauen.“ Die Parallele zur Sportwagenfirma, die er so verehrt, liegt nahe. Und immer, wenn er aus seiner reichhaltigen Privatsammlung ein Exemplar auf die Web-Plattform entführt (neben dem Gmünd-Coupé waren das bisher ein 911 Carrera RS von 1973 und ein 718 RSK Spyder von 1959), stellt er beim Selbstversuch fest: „Die Porsche von heute fühlen sich noch ganz ähnlich an.“

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In Handarbeit entstand die Kleinserie des Leichtmetallcoupés. Der Motor rückte hinter die Hinterachse.

Aus Respekt vor dem Fahrzeug verzichtet er bei der Ausfahrt mit Jay Leno auf seine Sonnenbrille und verbietet sie auch dem Fahrgast: „Sonst ist der Eindruck nicht authentisch!“ Leno, ebenfalls ein car buff, liebt das Ursprüngliche am 356/2, spielt an den simplen Bedienungsknöpfen („Satelliten-Navigation?“), klopft auf das Aluminium vor sich. Es wird viel gelacht bei dieser Tour und viel gefahren. Ein konkretes Drehbuch gibt es nicht: „Da ist nichts gescripted, wir fahren einfach los.“ Über das Fahren entwickelt sich der Dialog. Plötzlich war darüber hinaus ein ganz neues Format entstanden: „Eine Talkshow, die sich bewegt.“ Die ersten Folgen waren noch ein Experiment, nach zehn Folgen sei er sicher gewesen, dass es „irgendjemanden interessiert“. Er, der alte Fernsehmann, hat den Zauber der digitalen Medien für sich entdeckt: „Ist es nicht klasse, dass die Leute meine Autos und mich einfach in die Tasche stecken können und herausholen, wann immer sie wollen?“

Den 356/2 liebt er, und wenn er „Gmund“ sagt, dann klingt es fast wie das echte „Gmünd“. Er hat immer noch Freude an dem besonderen Nummernschild – an allem anderen auch: „Es ist wohl einer der historischsten Porsche, die es gibt. Ich habe das Auto seit 17 Jahren, und ich fahre immer wieder damit.“ In „Comedians in Cars Getting Coffee“, wo auch schon Sarah Jessica Parker, Alec Baldwin oder David Letterman chauffiert wurden, dauert eine Produktion dreieinhalb Stunden. Und die Idee, dass die Tour zu einer Tasse Kaffee führt, hat auch wiederum mit dem Respekt vor den Autos zu tun: „Ich wollte nicht, dass wir irgendein überhöhtes Symbol schaffen, sondern eine ganz alltägliche Begebenheit aufnehmen, einen schönen Moment des Tages.“

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„Es ist wirklich nicht fair, irgendein anderes Auto mit einem Porsche zu vergleichen. Vor allem die Philosophie ist es, die mich an der Marke so begeistert.“

So erfährt der Zuschauer viel über Kaffee, über Autos – und über Comedy-Stars. Meistens mehr, als er bisher darüber lesen oder sehen konnte. Denn der Charme dieser Clips, die in der Regel 15 bis 20 Minuten lang sind, liegt auch im innigen Verhältnis, das die Stars miteinander pflegen. Damit war die Empfehlung aller Web-Experten, dass in der digitalen Welt Filme jenseits der Fünf-Minuten-Marke keine Chance hätten, hinfällig. Es kommt eben auf die Qualität der Gespräche an, und dafür hat sowohl das Comedy- wie das Autopublikum ein feines Näschen. Das andere Erfolgsrezept Seinfelds ist, dass sich die Show immer bewegt, weil man das Ende – die Tasse Kaffee – von vornherein schon kennt.

Für den Comedian war auch wichtig, dass er neben der Freiheit, die er im Internet genießt, auch keinerlei Livepublikum hat, obwohl er mit diesem sonst ganz gern interagiert. Das ist aber reiner Selbstschutz für das Sendungsformat: „Nur ohne Publikum ist es möglich, dass es zu verrückten, sich ständig ändernden und häufig auch in die Tiefe gehenden Konversationen kommt. Hat ein Comedian nämlich erst einmal ein Publikum, fällt er schnell in seine Rolle zurück.“ Jerry Seinfeld, als einer der lustigsten Männer der USA, versteht im Übrigen keinen Spaß, wenn es um Autos, insbesondere um Porsche geht. Gefragt nach seinem Lieblingswagen bleibt er die Antwort schuldig – aus Respekt gegenüber den anderen Marken, die in der Show auftreten. Dabei ist es nicht nur das Fahrerlebnis, sondern vor allem die Philosophie, die ihn an der Marke begeistert: „Es ist nicht fair, irgendein anderes Auto mit einem Porsche zu vergleichen.“

www.comediansincarsgettingcoffee.com

Text Elmar Brümmer
Fotografie „Comedians in Cars Getting Coffee“

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Niedrige Luftwiderstandswerte machten den 356/2 zur Basis für Porsches Einsätze im Motorsport.

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Seinfelds Autos sieht man an, dass sie liebevoll gepflegt werden. Auch der 356/2 ist gut in Schuss.

Jay Leno

Geboren als James Douglas Muir Leno, begann der Sohn einer schottischen Mutter und eines italoamerikanischen Vaters seine Karriere als Standup-Komiker in New Yorker Comedy-Clubs. Schnell wurde das Fernsehen auf ihn aufmerksam, er trat häufig als Gast in der Tonight Show von NBC auf. Das Network machte ihn schließlich 1992 zum Nachfolger von Johnny Carson. Leno blieb bis ins Jahr 2009 Gastgeber der ältesten existierenden Late Night Show und kehrte noch einmal von 2010 bis 2014 in das Studio zurück. Seiner Auto- und Motorradleidenschaft frönt der 65-Jährige seither auf der Website www.nbc.com/jay-lenos-garage.

Jerry Seinfeld

Aufgewachsen in Brooklyn, führte auch der Weg von Jerry Seinfeld über die New Yorker Comedy-Clubs in die Tonight Show von NBC. Nach erfolgreichen Gastauftritten schrieb Seinfeld 1989 das Drehbuch für eine Großstadt-Sitcom, die der Sender unter dem Titel „Seinfeld“ ausstrahlte, und die sich um vier New Yorker Freunde drehte. Er selbst spielt darin natürlich einen Comedian. Die neun Staffeln liefen bis 1998 und werden bis heute wiederholt, es ist die erfolgreichste Sitcom der amerikanischen Fernsehgeschichte. Jerry Seinfeld, 61, arbeitet heute als Produzent und besitzt eine der größten privaten Porsche-Sammlungen.